Ok, Deutschland kann doch was. Im Dezember hat es boom gemacht und dieser Einschlag hat Auswirkungen. Darf ich vorstellen: ACE TEE.
Aufgewachsen mit Aaliyah, Mary J. Blige, TLC, Brandy, MC Lyte und vielen mehr, lauschten meine Ohren auf, als ich den Song „Bist du down?“ von der deutschen Rapperin ACE TEE vernommen habe. Das Gesamtkonzept versetzt mich immediately in meine Jugend zurück. Die Zeit in der weibliche Künstlerinnen sich nicht primär durch Kraftausdrücke, sondern durch die Qualität ihrer Songs etabliert haben. Long story, aber ihr kennt das ja.
Der Weg war steinig
Wie dem auch sei, ich werde jetzt nicht in Erinnerungen schwelgen. Die Zeit war genial, doch spätestens bei Blue Cantralls weichgezeichnetem Musikclip vorbei. Jedoch wurde ich damals das Gefühl nicht los, dass mit Aaliyah auch der letzte Funkten Hoffnung starb, dieses Erbe aufrechtzuerhalten und doch noch die Kurve zu bekommen. Die Entwicklung in den darauffolgenden 20 Jahren nach der weiblichen Ära war rückläufig. RnB wurde auf Hochglanz poliert und Großraumdisko-tauglich produziert. Weibliche Rapper mussten aggressiver werden. Provokation war ein Garant für kurze Medienaufmerksamkeit. Doch die Entwicklung war abzusehen. Was in den 90ern mit Tic Tac Toe, Schwester S und anderen kommerziell erfolgreichen Acts begann, überschattete andere sehr talentierte Künstlerinnen, die leider nicht so eine Reichweite und Erfolg verzeichnen konnten und irgendwann verschwanden. Wie zum Beispiel Bintia oder das Sister’s Keeper Projekt. Meiner Meinung nach war besonders Bintia ihrer Zeit zu weit voraus. Das Album kam raus und war bereits wieder aus den Regalen verschwunden, als man es sich im Musikladen seines Vertrauens kaufen wollte.
Was danach kam, war zum größten Teil großer Bullshit. Unecht, untalentiert und mit Frausein hatten einige Songs und Künstler auch nichts am Hut. Da wurde von *** in den *** deines *** usw. gerappt. Punani, das Unwort dieser Zeit. Echt jetzt? Braucht man das, um eine emanzipierte und erwachsene Frau zu sein? Kindergartenmentalität: „Wer lauter schreit wird gehört“. Einfach gute Musik. Das fehlte.
Bis vor kurzem
Der aktuelle 90s Hype wurde von der 90s Generation ja bisher eher kritisch beäugt. Die Ära der Loveparade und Plastikhemden hat nun mal nicht unbedingt nur die vorteilhaftesten Trends gebracht. Aber es tut sich was. Nicht nur oversized Hilfiger Klamotten und Kreolen, sondern auch den Beat.
Es ist schön, in Zeiten von Ghetto Chique und Cloud Rap auch wieder eine andere Bewegung in der Musik zu sehen. Ein neues gechilltes weibliches Bewusstsein. Frauen die ihre Musik als Ausdrucksmittel verstehen, und nicht bloß jeden erfolgreichen männlichen Künstler nachahmen wollen oder Ellenbogenmentalität to the fullest ausleben. Ein schönes Beispiel für diese Bewegung aus dem letzten Jahr ist übrigens auch die Köllnerin Leila Akinyi.
Die Sahneschnitte
Doch kommen wir zum Kern. Das Video welches aktuell alle Medien durchdrehen lässt. „Bist du down?“ von ACE TEE.
Denn was die Hamburger Stylistin, Sängerin und Rapperin ACE TEE im Dezember zum Ende des Jahres 2016 im Rahmen des Artpress Yourself Projekts und als Teaser für ihr kommendes Debutalbum im Sommer da abgeliefert hat, ist einfach unfassbar gute Musik. „Bist du down?“ ist eine Hymne an den Female 90s RnB Rap. Eine Retrospektive an das damalige und noch heute erstrebenswerte Lebensgefühl. Vollgestopft mit visuellen Zitaten. Mein Herz blüht auf. Der Beat von Plusma erledigt das Übrige. Das seichte, boombappige, melodische macht im Zusammenspiel mit der Hook einen regelrechten Ohrwurm, der einem ein Hochgefühl mit einer fetten Portion Optimismus verpasst.
Denkt dran, am 18.08.2017 kommt ihr Album „Sip Slow“. ❤
PS: Für alle, die sich für den Produzenten des Songs interessieren, lege ich seine neueste Produktion nahe. Zusammen mit Lord Space. Mit einem Sound, der den frühen Jedi Mind Tricks Sachen nahe kommt. Auch herrlich 90s. 2017 fängt gut an.
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