Zu viel ist einfach zu viel.
Um ehrlich zu sein, befasse ich mich schon seit geraumer Zeit mit dem Ausmisten und Entrümpeln meiner Wohnung. Spätestens nachzulesen in meinem Detox Beitrag vom Anfang des Jahres. Nicht, dass ich mich zu den Messis zählen würde. Ganz im Gegenteil. Wer meine Wohnung betritt, der ist erstmal von der klaren Struktur und Ordnung angetan. Ich bin ja so ein Minimalist. Nicht. Mein Geheimnis? Stauraum. Verschlossener Stauraum. Öffnet man z.B. meinen Kosmetikschrank, so springt einem eine Masse an Zeug entgegen. Angefangen bei Abdeckstiften jeglicher Art bis hin zu Lidschattenpaletten, mit denen man eine Drogerie Filiale eindecken könnte. Von meinem Kleiderschrank mal ganz abgesehen. Obwohl ich mich dahingehend wirklich gebessert habe. Wirklich.
Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich sogar durch meine Suche nach Inspirationen zum Kleiderschrank Ausmisten das erste mal auf YouTube gestoßen bin. Das Video von daaruum aka Nilam hat mich quasi auf diese bis dahin noch unbekannte Social Media Plattform gezogen. Eine riesige Welt von „How to bekomm ich den Kram aufgeräumt“ Videos öffnete sich vor meinen Augen. Ein Kanal hat es mir damals in dem Zusammenhang ganz besonders angetan. Die Ordnungsqueen und wohl ordentlichste Frau Amerikas: Alejandra Costello. Die für jeden Krümmel ein System und Schubfach hatte. Ich war wie besessen von ihren Videos. Diese Ordnung! Diese Struktur! Das kann ich auch, das will ich auch! Aber sind wir mal ehrlich.Wie soll jemand, der eine 2 TB große Festplatte innerhalb von einer Woche voll bekommt und diese einfach nicht aufräumen kann, eine ganze Wohnung durchstrukturieren? Stimmt. Gar nicht. Irgendwann einigte ich mich mit meinem motivierten Ich auf eine Zwischenlösung. Ich strukturierte nicht wirklich durch, versuchte aber so wenig unnützes Zeug anzuhäufen wie es ging. Das hat bisher auch wirklich gut geklappt. Nun bin ich gewachsen und denke an die nächste Etappe. Weniger ist mehr. Oder eher: Weniger Ballast.
Ich nenne es ganz bewusst Ballast, weil es mich wirklich nervt. Mich nervt es so sehr, durch Klamottenberge wühlen zu müssen, um ein schwarzes Top zu finden. Der Witz daran ist, dass die anderen 10 schwarzen Tops nicht mal mehr passen oder einfach ausgewaschen sind. Turnschuhkartons stapeln sich auf meinen Schränken, dass ich nicht mal in der Lage bin, zu sagen, welche Schuhe sich hinter der ersten Reihe verbergen. Eigentlich könnte ich mich denen ja entledigen. Aber Pustekuchen. Hat bisher noch nicht geklappt. Ich bin demnach so ein Zwischending. Ein Hybrid aus Marie Kondō & Messi. Ich wär so gern wenigstens zu 90% Marie Kondō. Die Frau scheint so gelöst und entspannt. Ich kann mich einfach nicht an ihr satt sehen. In ihrem Büchern „Spark Joy„, „Magic Cleaning: Wie richtiges Aufräumen Ihr Leben verändert“ und „Magic Cleaning 2: Wie Wohnung und Seele aufgeräumt bleiben“ schreibt sie unter anderem, man solle alle Dinge auf einmal angehen. Nichts mit nach und nach. Aber mal ehrlich, WHO got time for that?! Die Technik, die sie anwendet, ist meiner Meinung nach schon eher was für Fortgeschrittene. Oder Menschen mit einem recht leeren Terminkalender. Man schmeiße alles auf einen Haufen. Dann soll man bei den weniger emotionalen Sachen beginnen, um dann nach und nach eine Steigerung Richtung emotionsverbundenem Zeug einschlagen. Klingt ja ganz logisch. Irgendwie.
Der größte Witz ist tatsächlich, dass ich in der Theorie ganz genau weiß, was zu tun ist und wie man sein Krimskrams Karma zum Leuchten bringt. Wissen ja, Anwenden Fehlanzeige. Ein absolutes Paradoxon. Nichts desto trotz gebe ich euch mein lange und hart erarbeitetes Wissen weiter. Hier und jetzt. In der Hoffnung, dass mein Unterbewusstsein sich an meinem Marie Kondo Ich ein Beispiel nimmt.
Also starten wir mal. Wie gehe ich strategisch ans Entrümpeln ran?
In erster Linie solltest du dir einen Überblick verschaffen. Starte vorzugsweise in einer bereits aufgeräumten und geputzten Wohnung. Alles andere würde eine Odyssee von Tagen im völligen Chaos und Dreck mit sich ziehen.
1. Wohnung sollte geputzt und aufgeräumt sein.
Dann geht es los. Nimm dir einen Schrank oder eine Kommode vor, die keinen Einfluss auf den Inhalt anderer Dinge hat. Soll heißen: Wenn du eine Schublade ausmistest, müsstest du auch alle anderen Schubladen mitmachen, da die Sachen untereinander sortiert werden müssten. Starten wir mal beispielsweise mit dem Schuhschrank.
2. Nimm dir eine bestimmte Zeitspanne für den jeweiligen Ort.
Erfahrungsgemäß ist es so, dass man sich ein ganzes Wochenende nimmt, um die gesamte Wohnung zu entrümpeln. Da ich persönlich jedoch ganz klar sagen kann, dass man nach ein paar Stunden weder die Energie noch den Nerv hat, das entstandene Chaos aufzuräumen und dann nur noch alles halbherzig irgendwo reinstopft, wäre es wesentlich schlauer, sich nicht ganz so großzügige Zeiträume vorzunehmen. Sagen wir mal 2 Stunden für den Schuhschrank. Je nach Größe und Umfang.
3. Alles was potentiell ablenken kann: Weg & aus.
Da man sich ja nun gerne ablenken lässt – Nicht, dass es mir passiert, ich hab es nur mal von der Cousine einer Freundin gehört. Man munkelt. – solltest du JEDE Verlockung wegsperren. Kein Handy, kein Laptop, kein irgendwas. Die Aufmerksamkeit ist zu 100% bei der Tätigkeit.
4. Alles raus!
Hol alles aus dem Schuhschrank raus. Schön auf einen Haufen. Dann holst du noch alles aus den Ecken und Verstecken raus, was eigentlich auch im Schuhschrank landen sollte. Ja auch die Stiefel, die seit 3 Jahren im Karton auf dem Kleiderschrank ganz hinten verstauben. Alles!
5. Verschaff dir einen Überblick.
Willst du Winter und Sommersachen mischen? Oder voneinander trennen? Wenn du sie trennen möchtest, dann kann ich dir an diesem Punkt davon abraten. Außer du möchtest in die Bredouille kommen, dann noch ein Haufen für Herbstschuhe, für Schuhe bei Regen im Herbst, Schuhe für den Sommer in der Stadt, Schuhe für den Sommer am Strand und was weiß ich welche Unterteilungen noch machen. Also: NEIN. Keine Unterteilungen nach Anlässen oder Witterungen. Schuhe sind Schuhe und sie werden als ein Haufen gesehen.
6. Putzen.
Ja, die Wohnung ist geputzt. Aber ist es der Schuhschrank auch? Einmal alle Sandkörner und sonstige Mitbringsel der Schuhsohlen entfernen. Die Hemmung, Dinge in einen sauberen Schrank reinzustopfen, ist wesentlich höher.
7. Sei knallhart.
Jetzt geht’s ans Eingemachte. Entrümpeln. Es gibt 2 Haufen: Einer für die Sachen, die du behalten und tragen wirst. Und mit tragen ist nicht gemeint, dass du erst 20 Kilo abnehmen musst, bis du in die Hose passt oder den Alaska Urlaub, der seit 5 Jahren geplant ist, antrittst. Mit tragen ist das ständige Tragen gemeint. Der zweite Haufen wird für alles sein, was zu klein, zu groß oder zu alt ist und schlichtweg nicht getragen wird. Entweder du schaffst die Sortierung so, dass du dir jedes Teil anschaust und direkt weißt, was zu tun ist (Wenn du mehr als 10 Sekunden darüber nachdenken musst, ob es weg soll, dann weg damit.) oder du ziehst es einmal an und schaust dich im Spiegel an: Sitzt es gut? Zwickt es? Musst du dran rumziehen, damit du dich wohlfühlst? Fühlst du dich gut darin? Welches Gefühl gibt dir das Teil? Wenn deine Freundin es dir zeigen würde, wärst du entzückt oder würdest du ihr von dem Teil abraten? Wenn es nicht mal andeutungsweise das Potential hat, dein Lieblingsteil zu werden, dann weg damit. Komme was wolle.
8. Deine zwei Haufen.
Der Teil, der bleibt, kommt sauber und ordentlich zurück in den Schrank. Der andere Teil wird nochmals unterteilt in Dinge, die du verkaufen oder verschenken möchtest und Dinge, die schlichtweg weg sollen. Diese wandern dann auch unmittelbar in den Müllbeutel und weg damit. Die Dinge, die einfach zu teuer oder zu schade zum wegwerfen sind, kommen in eine andere Tüte oder eine Kiste und werden so schnell wie möglich dezimiert. Zu verschenkende Artikel direkt wegbringen. Sachen, die du verkaufen möchtest, kannst du direkt in eine Flohmarktkiste tun (und bitte so schnell wie möglich auf dem Flohmarkt verkaufen) oder abfotografieren und online stellen.
Folgende Portale sind super zum Verkauf gebrauchter Kleidung, aber auch Bücher und Haushaltswaren bekommst du dort los:
9. Ist noch Zeit da?
Wenn du nun den Schuhschrank – den ich nur als Beispiel genommen habe – durch hast und noch Zeit, Energie und vor allem Motivation übrig hast, geht es weiter zur nächsten Baustelle. Schritt für Schritt. Das dauert dann zwar länger, jedoch wirst du nicht in Kram ersticken. Beginne und beende eins nach dem anderen.
10. Setze dich nicht unter Druck!
Klar wäre es super, alles innerhalb von ein paar Tagen zu erledigen. Aber wenn wir mal ehrlich sind, ist das in den meisten Fällen utopisch. Wenn du drei Wochen brauchst: Voll ok! Es sollte nur nicht ein Jahr dauern, denn dann machst du dir selbst was vor.
11. Erfreue dich an der Leichtigkeit!
Es gibt doch nichts befriedigenderes als ein ausgemisteter Schrank. Genieße das Gefühl und feier dich dafür, dass es vollbracht ist. Das gibt dir die nötige Motivation, den Rest der Wohnung anzugehen!
Du hast dich durch deine komplette Wohnung gekämpft? Super! Hier mein Smart Shopping Guide, damit du nicht wieder anfängst, deinen Kleiderschrank mit Fehlkäufen zuzumüllen.
Wie mistest du am besten aus? Was ist dein Geheimrezept?
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